Barack Obamas "Wahlkampf der digitalen Medien"
Am 20. 01. 2009 übernahm Barack Obama das Präsidentschaftsamt der Vereinigten Staaten von Amerika. Der Amtsübernahme war eine Wahl vorausgegangen, die von den Massenmedien als „historisch“ bezeichnet wird, wobei sich der Begriff „historisch“ eher auf die Tatsache bezieht, dass Obama als erster Afroamerikaner zum US-Präsident gewählt wurde. In einem anderen Zusammenhang will der Autor nun die Wahl 2008 als „historische Wahl“ bzw. „historischen Wahlkampf“ betrachten: Barack Obama erkannte wie kein anderer zuvor die Wichtigkeit digitaler Medien v.a. im Hinblick auf die Mobilisierung potenzieller Wähler, weswegen er ein Team von Medienexperten um sich scharte, das ihm beim „Wahlkampf der digitalen Medien“ entscheidend half. War bis dahin das Fernsehen das wichtigste Medium gewesen um den Wählerwillen zu beeinflussen – man denke z.B. an das Fernsehduell 1960 zwischen dem demokratischen Kandidaten, dem souverän auftretenden John F. Kennedy und dem etwas nervös wirkenden Republikaner Richard Nixon – so erkannte Obama vom Beginn seiner Kampagne an die Wichtigkeit des Internets, insbesondere der Portale von sogenannten „Social Networks“ sowie des Schreibens von SMS und sogar von Videospielen.
Diese Form des Wahlkampfes wurde allerdings nicht erst beim Wahlkampf von 2008 eingesetzt, denn schon vor Obama wurden Internet-Kampagnen genützt, die allerdings nicht einen derart großen Zuspruch wie jene von Obama gehabt und auch nicht einen so deutlichen Schwerpunkt gebildet hatten wie dies beim derzeitigen US-Präsidenten der Fall war. Der erste demokratische Kandidat nämlich, der das Internet über seinen „Blog for America“ benützte, um Unterstützer zu mobilisieren, war Howard Dean. Allerdings konnte er sich mit diesen Methoden nicht durchsetzen, denn er musste sich in den internen Parteiwahlen zum Präsidentschaftskandidaten, den „Primaries“, geschlagen geben. Auch George W. Bush startete eine Internet-Kampagne 2004, mit der es den Republikanern möglich war ihre Unterstützer zu mobilisieren. Sie taten dies mittels einer Kombination von E-Maillisten und Daten aus dem Internet. Sie identifizierten potenzielle Unterstützer in jedem Wahlbezirk, indem sie Technologie benutzten, die Wählerpräferenzen auf der Grundlage von Magazinabonnements, Wirtschaftsdaten über Autobesitzer u.ä. benutzten. Dann wurden den Freiwilligen für die Kampagne von Bush Jr. detaillierte Anleitungen gesendet, wer zu besuchen sei. Des weiteren wurden Pläne und politische Themen, die jeden möglichen Wähler vermutlich am meisten interessieren konnten geschickt. Obama nutzte ähnliche Daten, um zunächst Erstwähler zu erreichen, die er durch Freiwillige und deren persönliche Kontakte erhielt. Als Obama im Frühjahr 2007 seine Kandidatur bekanntgab, war seine Website bereits voll entwickelt, mit deren Hilfe es den Unterstützern möglich war, einander zu treffen und sich zu organisieren sowie Geld zu spenden. (Vgl. Steve Schifferes 2008.) Über MyBO – mybarackobama.com, der Online-Community auf Obamas Website, war es den Freiwilligen nicht nur möglich, sich über lokale Termine und Gruppen in der Nähe zu informieren, sondern die Freiwilligen wurden gezielt über sauber angelegte Datenbanken mit Telefonnummern und Adressen von registrierten Wählern versorgt, damit diese mit den Menschen in ihrer Region über die bevorstehende Wahl sprechen konnten.
Das Sammeln von Spenden bildete einen weiteren wichtigen Faktor im Internetwahlkampf Obamas. In den gesamten USA konnte Obama Anhänger motivieren, kleinere Beträge über das Internet zu spenden und sprach nicht nur auf Wahlveranstaltungen, auf denen er potenzielle Großspender ansprechen wollte. Obama erhoffte sich davon, dass sich bei jemandem, der nur einen Dollar spendet, auch die emotionale Verbindung zum Kandidaten stärken und er es sich nicht nehmen lassen werde, seine Stimme Obama zu geben. (Vgl. Yasmin Kötter 2008; Vgl. Website von Barack Obama 2004, verlinkt.) Seine ersten Erfolge Anfang 2008 führten auch zu einer großen Welle geringfügiger Spenden, während seine große innerparteiliche Konkurrentin Hillary Clinton ihre Wahlspenden hauptsächlich von großzügigen reicheren Spendern bezog. Dies bedeutete einen großen Vorteil für die Obama-Kampagne, denn ein Mangel an Kapital zwang Clinton schließlich in ihre eigene Tasche zu greifen und limitierte die Anzahl an Staaten, in denen sie ihren Wahlkampf führen konnte. (Vgl. Steve Schifferes 2008.) Im Wahlkampf von 2008 wurde von Obama verstärkt die amerikanische Mittel- und Unterschicht über das Internet um Geldbeträge gebeten. Kriemhilde Klippstätter schrieb im Oktober 2008, dass Beobachter davon ausgingen, dass
80 % aller Wahlkampfspenden für Obama im Wert von 30 Mio. Dollar in einem Monat per Internet eingesammelt worden seien. (Vgl. Kriemhilde Klippstätter 2008.) Bis Ende August traten mehr als eine Million Menschen auf MyBO bei, wo sie bloggten, Events planten oder Gruppen beitreten konnten, um für die Kampagne zu arbeiten. Auf MyBO existieren hunderte Gruppen, einige der größten sind z.B. „Women for Obama“, „Veterans for Obama oder „Environmentalists for Obama“. Nikki Sutton, die Unterstützer innerhalb dieser Gruppen kontaktierte und diese ermutigte Hausparties für Obama abzuhalten oder potenzielle Unterstützer anzurufen, meint dazu: „’That way, women are calling other women, people who list the environment as their top concern reach out to people who do, too,’“. (Jose Antonio Vargas 2008.) (Vgl. ebenda.)
Ein weiteres wichtiges Instrumentarium im Wahlkampf bildeten die sogenannten „Social Network-Portale“. „Soziales Netzwerk“ beschreibt prinzipiell die Beziehung zwischen Internet-Usern und Gruppen. Über Portale wie „MySpace“ und „Facebook“ bzw. Webauftritte wie Wikis und Blogs findet die Präsentation der Inhalte statt. Auf diese Weise bietet sich die Möglichkeit durch Kommentare, Chats, gemeinsames Erstellen von Seiten oder persönliche Profile Kontakte zu knüpfen bzw. zusammenzuarbeiten. (Definition von Gernot Hausar und Hanno Rebhan, besprochen am 26. 01. 2009.) Schon 2006 richtete sich Obama ein Benutzerkonto auf dem beliebten Sozialen Netzwerk-Portal „Facebook“ ein (Vgl. Facebook-Profil von Barack Obama 2006.) sowie bereits am 25. 04. 2007 auf dem weiteren Schwergewicht unter den Sozialen Netzwerk-Seiten: „MySpace“. (Vgl. MySpace-Profil von Barack Obama 2007.) Des weiteren etablierte Obama Profile auf den „Social-Network-Portalen“ AsianAve.com, MiGente.com und BlackPlanet.com, also auf Seiten, die speziell den asiatischen, lateinamerikanischen und afroamerikanischen Bevölkerungsteil ansprechen sollen. Auf BlackPlanet.com ist seine Präsenz besonders bemerkenswert. So hat Obama hier für jeden Bundesstaat der USA ein Profil kreiert bzw. kreieren lassen. (Vgl. Jose Antonio Vargas 2008.) Der Vorteil einer solchen „Social-Network-Seite“ liegt auf der Hand: Blickt man auf das „MySpace- und Facebook-Profil“, so ist zu erkennen, dass im Gegensatz zu traditionellen Medien wie Zeitungen oder das Fernsehen ein viel persönlicherer Kontakt bzw. der Eindruck eines persönlicheren Kontakts gewährleistet ist. So ist es einem User – vorausgesetzt dieser hat ein Benutzerkonto auf diesen Sozialen Netzwerk-Portalen – auf beiden Seiten möglich, persönliche Nachrichten an Obama zu schicken bzw. Einträge auf eine Pinnwand zu schreiben, die jeder Benutzer sehen kann. Die Tatsache, dass User, die ein Profil auf einem Portal eines Sozialen Netzwerkes erstellt haben, als „Freunde“ hinzugefügt werden können, vermittelt noch einen größeren Eindruck des persönlichen und freundlichen Kontaktes mit dem Kandidaten. Anfang Jänner 2009 zählte Obama auf seinem MySpace-Profil 1.087.788 „Freunde“. Des weiteren wurden bzw. werden YouTube-Videos mit oder über Obama hinaufgeladen, die sich die User sooft sie nur wollen anschauen können. Außerdem versorgt Obama die Internet-User über seine Profile anhand von Blog-Einträgen mit den neuesten Nachrichten und Bekanntmachungen. Weiters muss erwähnt werden, dass Obama auf beiden Profilen auch sehr persönliche Angaben tätigt, indem er z.B. auf seine Lieblingsfilme, Lieblingsbücher und Lieblingsmusik eingeht, aber auch in elf Zeilen über seine Lebensgeschichte schreibt. (Vgl. Facebook-Profil von Barack Obama 2006, verlinkt; Vgl. MySpace-Profil von Barack Obama 2007, verlinkt.) Betrachtet man im Vergleich dazu die MySpace-Profile von Obamas stärksten Wahlkampfrivalen Hillary Clinton und John McCain, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass diese den Schwerpunkt nicht auf den Internetwahlkampf legten. So zeigt sich bei Hillary Clinton, dass sie zwar Angaben zu ihren persönlichen Vorlieben macht, allerdings haben hier User keine Möglichkeit Einträge auf einer „Pinnwand“ zu hinterlassen, die alle Besucher ihrer Seite hätten lesen können. Des weiteren wurden von ihr nur zwei Blog-Einträge getätigt, die niemals kommentiert worden sind. Auch bei John McCain existiert keine „Pinnwand“ auf seinem Profil. Bei beiden bestand bzw. besteht nur die Möglichkeit Kontakt aufzunehmen, indem die User ihnen persönliche Nachrichten schrieben bzw. schreiben. Ferner ist zu bemerken, dass sich die Anzahl an „Freunden“ bei beiden Wahlkampfrivalen weit unter jener von Barack Obama bewegt. (Vgl. MySpace-Profil von Hillary Clinton 2007, verlinkt; MySpace-Profil von John McCain 2007.) Auf den Autor wirken somit die zwei letztgenannten MySpace-Profile oberflächlich gestaltet, weswegen sie gar nicht dazu führen können, dass sich der User hier auch wohlfühlt.
Im Hinblick auf die Überlieferung von Nachrichten, persönlichen Geschichten, Einträge über Unterstützer von Obama oder Uploaden von Videos muss auch der „Obama Blog” sowie „Barack TV“ auf Obamas Website erwähnt werden. So findet sich auf ersterem z.B. ein Eintrag vom 31. 12. 2008 über eine Gruppe namens „Generation Change“ – auf einem Foto abgebildet –, die sich vor einem Lebensmittelladen versammelte, um Essen für eine örtliche Lebensmittelbank zu sammeln und auf „Barack TV“ ist z.B. eine zehnminütige Biographie Obamas unter dem Titel: „A Mother’s Promise“ zu sehen. (Website von Barack Obama 2004, verlinkt.)
Ein weiterer wichtiger Faktor in Obamas Internetwahlkampf war, dass bereits am 05. 09. 2006 ein eigener „Obama-Channel“ auf „YouTube“ gegründet wurde, auf dem Videos, wie z.B. Wahlkampfwerbespots und Reden upgeloadet werden konnten. (YouTube-Channel von Barack Obama 2006.) Der größte Vorteil lag allerdings in der Tatsache, dass für die auf „YouTube“ hinaufgeladenen Videos kein Geld ausgegeben werden musste. So äußerte sich Joe Trippi, ein politischer Berater auf dem Web 2.0-Gipfeltreffen wie folgt: „’The campaign’s official stuff they created for YouTube was watched for 14.5 million hours’ […] ‚To buy 14.5 million hours on broadcast TV is $47 million.’“. (Zit n. Claire Caine Miller 2008.) (Vgl. ebenda.) Die hohe Frequentierung des „Obama-Channels“ auf „YouTube“ zeigt auch die Tatsache, dass der „Obama Channel“ bis Anfang Jänner mehr als 20 Millionen mal besucht wurde. Des weiteren wurden 1.827 Videos auf den Channel hinaufgeladen. (Vgl. YouTube-Channel von Barack Obama 2006.) Auf dem „John McCain-Channel“, der im Gegensatz zu Obamas „Channel“ recht spät, nämlich erst am 23. 02. 2007 eingerichtet worden ist, wurden nur 330 Videos upgeloadet und nur mehr als zwei Millionen mal wurde dieser besucht. (Vgl. YouTube-Channel von John McCain 2007.)
Es ist also zu sehen, dass Obama das Internet als wichtige Plattform des Wahlkampfes sehr früh erkannte und sämtliche populäre Internet-Foren in beträchtlichem Ausmaße nutzte, um Unterstützer anzusprechen. Zuletzt fehlt noch ein Medium, das Obama ebenfalls nützte und das aus dem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken ist: das Handy. Der Name hinter der SMS-Kampagne Obamas ist Scott Goodstein, der ein großes Netzwerk von Unterstützern und Freiwilligen aufbauen konnte, um dieses Programm durchzuziehen. Goldstein ist der Ansicht, dass das Schreiben von SMS die persönlichste aller Kommunikationsformen ist. „Your phone is with you almost all the time. You’re texting with your girlfriend. You’re texting with your friends. Now you’re texting with Barack.” (Jose Antonio Vargas 2008.) Im gesamten letzten Jahr schrieb Goodstein mindestens ein Dutzend SMS um Namen, Telefonnummern und E-Mailadressen zu sammeln. Wichtig dabei ist die Tatsache, dass die Nachrichten meist mit der Bitte verbunden war, dass die Benützer etwas nach dem Empfang tun sollten. So lautete z.B. eine Nachricht vom 23. 07. 2007 folgendermaßen: „’Watch Barack debate tonight live on CNN! 7pm EDT. REPLY back with your name and your thoughts during & after the debate […]’“ (Zit n. Jose Antonio Vargas 2008.) Eine weitere Nachricht einige Monate später lautete: „’Please REPLY to this message with your five-digit zip code to receive local Obama campaign news and periodic updates.’“ (Zit n. Jose Antonio Vargas 2008.) Ein großer Durchbruch wurde im Dezember 2007 kurz vor Beginn der „Primaries“ erreicht. Ehe Barack Obama und Oprah Winfrey auf einer Wahlveranstaltung in Columbia, South Carolina sprachen, ging Jeremy Bird, Obamas State Field Director auf die Bühne, bat die Menge (29.000 Menschen) ihre Handys herauszunehmen und eine SMS mit „SC“ an die Nummer 62262 zu schicken. In den folgenden Wochen schrieb Goodstein an jene Menschen, deren Nummern dort gesammelt worden waren und bat Unterstützer, Telefonanrufe zu tätigen, unentgeltlich in ihrem Wahlbezirk zu arbeiten und am 26. 01. 2008 für Obama in South Carolina zu stimmen. Obama gewann schließlich die parteiinterne Wahl in South Carolina. „’South Carolina was a defining moment in what we were going to do with text messaging – not just with young voters but with all voters […]’“. (Zit n. Jose Antonio Vargas 2008.) Goodstein meint weiter, dass er zwar die Zahlen jener, die eine „Obama-SMS“ bekommen, nicht preisgeben will, allerdings setzt er fort, dass diese Strategie bei nachfolgenden Ereignissen effektiv genug war. Mitte August schließlich wurde auf Obamas Website „Obama Mobile“ gestartet, eine Seite, auf der User die neuesten Nachrichten zu Obama empfangen und Videos auf ihre Handys herunterladen können, eine Premiere für einen Präsidentschaftskandidaten. (Vgl. Jose Antonio Vargas 2008.) Sogar in einem ganz speziellen Medium, in Konsolenspielen, warb Obama in den USA für die Vorwahlen. So schaltete er in insgesamt neun Spielen von „Electronic Arts“ Werbung, damit junge Wähler erreicht werden konnten. Jeder Benützer, der online mit Xbox Live auf eines der Spiele zugriff, konnte auch diese Anzeigen sehen. (Vgl. Yasmin Kötter 2008.)
Zwar kann man aufgrund dieser Ausführungen das weitreichende Ausmaß der „Digitale-Medien-Kampagne“ erkennen und es ist unübersehbar, mit welchem Engagement Obama und sein Team an diese Form des Wahlkampfes herangegangen sind, doch welchen Einfluss hatte diese Kampagne denn tatsächlich auf den Wahlausgang bzw. wieviele Menschen bezogen daraus nun wirklich Informationen? Während des Wahlkampfes gab das „Pew Research Center“ im Jänner 2008 eine Studie heraus, in der nach dem Bezug von Informationen über den US-Wahlkampf gefragt wurde. Diese Pew-Studie basiert auf der Befragung von 1.400 US-Amerikanern, die zwischen dem 19. und 30. 12. 2007 befragt wurden. Hiebei wurde festgestellt, dass sich das Internet in den letzten vier Jahren zur fünftwichtigsten Primärquelle für politische Informationen entwickelt hatte. Davor rangieren nur noch lokale TV-Stationen, Nachrichtensender, TV-Abendnachrichten, und Tageszeitungen. Betrachtet man die 18- bis 29-jährigen US-Amerikaner gesondert, so ist zu erkennen, dass für diese Altersgruppe das Internet als Primärquelle für politische Informationen an erster Stelle steht. 42 % der Befragten zwischen 18 und 29 Jahren gaben das Internet als Primärquelle an. Interessant ist auch, woher sie explizit ihre Informationen beziehen. Im Bezug auf politische Informationen nehmen bei dieser Gruppe „MySpace“ und „YouTube“ einen wichtigeren Platz ein als die „New York Times“, während die Webseiten der Kandidaten vor der „Washington Post“ rangieren. (Vgl. Frank Patalong 2008.) Eine aktuellere Studie des „Pew Research Center“ über die Verwendung von digitalen Medien als Primärquelle für politische Informationen ergab, dass 46 % der Amerikaner von Internet, E-Mail oder SMS auf das Handy Gebrauch machten, um Neuigkeiten über die Kampagne zu erhalten, Ansichten auszutauschen und andere zu mobilisieren. Dabei lassen sich drei Hauptlinien herauslesen: Erstens gaben 35 % an, dass sie sich politische Videos online angesehen hatten, was im Vergleich zu Aufzeichnungen des „Pew Research Centers“ von 2004 eine Steigerung um das Dreifache bedeutet. Zweitens sagten 10 %, dass sie „Social Network-Portale“, wie z.B. „Facebook“ oder „MySpace“ verwendeten, um Informationen zu bekommen oder an der Kampagne teilzuhaben. Diese Seiten sind v.a. sehr beliebt bei jungen Wählern, denn zwei Drittel der Internet-User unter 30 haben ein Profil auf einem „Social Network-Portal“ und die Hälfte davon nützte diese Form der Kommunikation um sich über Politik oder die Kampagnen der Kandidaten zu informieren. Drittens zeigt sich, dass 6 % auch online Spenden für Kandidaten getätigt haben. Des weiteren ist bei jungen Wählern zu erkennen, dass 12 % der 18–29-jährigen Internet-User eigene politische Kommentare geschrieben oder auf einer Website, einem Blog oder einer Online-Newsgroup geschrieben haben. Die Demokraten und die Unterstützer von Barack Obama schnitten – v.a. aufgrund der jungen Wähler – bei der Benutzung des Internets als wichtige Quelle zu politischen Informationen am besten ab. 74 % der Obama-Unterstützer und Internetbesitzer, erhielten bzw. bezogen politische Nachrichten und Informationen online, während dies nur 57 % derer, die Hillary Clinton unterstützten taten. Obamas Unterstützer hatten auch 65 % zu 56 % mehr Chancen, politische Neuigkeiten und Informationen zu bekommen als jene von John McCain und ließen – wie bereits dargestellt – jene von Hillary Clinton und John McCain im Hinblick auf die Benutzung von Online-Videos, „Social Network-Seiten“ und anderen Internet-Aktivitäten, die von den jeweiligen Kampagnen getragen wurden, hinter sich. (Vgl. Aaron Smith u. Lee Rainie 2008.) Besonders bei den Wählern unter 30 konnte Obama laut einer weiteren Umfrage desselben Instituts bei den Präsidentschaftswahlen gegenüber McCain punkten (66 % zu 31 %), während die Senioren, die politische Informationen eher aus traditionellen Medien beziehen, eher McCain bevorzugten (45 % zu 53 %). (Vgl. Andrew Kohut 2008.) Selbstverständlich sei gesagt, dass bei der endgültigen Wahl auch andere Faktoren, wie z.B. „Sympathie“, „ethnische Zugehörigkeit“, „Wahlversprechen“, „Einschätzung in einer Krise kompetenter zu handeln als der andere Kandidat“ etc. die Entscheidung eines Wählers ebenso beeinflussten. Es soll hier nur aufgezeigt werden, dass jener Bevölkerungsteil, der am stärksten am „Wahlkampf der digitalen Medien“ partizipiert hat, eher Obama wählte als McCain.
Die Wichtigkeit digitaler Medien im Hinblick auf die politische Willensbildung ist in diesem Beitrag deutlich zu erkennen. Natürlich darf nicht vergessen werden, dass die Nutzung digitaler Medien eine Generationsfrage ist. Bei den Präsidentschaftswahlen 2012 werden zudem heute noch nicht wahlberechtigte Menschen, die regelmäßige Internet und Handy-Benützer sind nachrücken, weswegen die digitalen Medien einen noch stärkeren Stellenwert gewinnen werden. Angesichts der heutigen Bedeutung der digitalen Medien ist es allerdings verwunderlich, dass nur ein Kandidat deren große Bedeutung wirklich erkannte und diese durch besonders engen Kontakt zum Wähler für seine Kampagne und letztendlich für seine Wahl zum US-Präsidenten nutzen konnte. Und Obama denkt auch während seiner Präsidentschaft nicht daran, den Kontakt zur Bevölkerung aufzugeben. So informiert der amtierende US-Präsident seine Mitbürger anhand eines Blogs und er plant jeden Samstag ein Video zu veröffentlichen, um über seine jüngsten Aktivitäten zu berichten. (Vgl. Website des Weißen Hauses 1996, verlinkt.)
Quellenverzeichnis
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Kriemhilde Klippstätter, Demokratie 2.0 in den USA. „Obama ist der perfekte Internet-Kandidat“, in: Computerwoche.de, (16. 10. 2008) http://www.computerwoche.de/knowledge_center/web/1875977/
(03. 01. 2009).
Andrew Kohut, Post-Election Perspectives, in: Pew Research Center. Numbers, Facts and Trends Shaping Our World, (13. 11. 2008) http://pewresearch.org/pubs/1039/post-election-perspectives (07. 01. 2009).
Yasmin Kötter, Wie Obama die Internet-Nutzer für sich gewann, in: Netzwelt. Das Online-Magazin für IT und Consumer Electronics, (05. 11. 2008) http://www.netzwelt.de/news/78876-wie-barack-obama-die-internet-nutzer.html (03. 01. 2009).
Claire Caine Miller, How Obama’s Internet Campaign Changed Politics, in: The New York Times, (07. 11. 2008) http://bits.blogs.nytimes.com/2008/11/07/how-obamas-internet-campaign-changed-politics/ (05. 01. 2009).
MySpace-Profil von Hillary Clinton, (30. 11. 2007*) http://www.myspace.com/hillaryclinton (05. 01. 2009), darunter ihr MySpace-Blog, (o.A.) http://blogs.myspace.com/index.cfm?fuseaction=blog.ListAll&friendID=163712750 (28. 01. 2009).
MySpace-Profil von John McCain, (30. 11. 2007*) http://www.myspace.com/johnmccain (14. 12. 2008).
MySpace-Profil von Barack Obama, (25. 04. 2007) http://www.myspace.com/barackobama (03. 01. 2009), darunter sein MySpace-Blog, (o.A.) http://blogs.myspace.com/index.cfm?fuseaction=blog.ListAll&friendID=184040237 (28. 01. 2009).
Frank Patalong, Obama boomt im Internet, in: Der Spiegel, (11. 02. 2008) http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,534397,00.html (07. 01. 2009).
Steve Schifferes, Internet key to Obama victories, in: BBC News, (12. 06. 2008) http://news.bbc.co.uk/1/hi/technology/7412045.stm (03. 01. 2009).
Schriftliche Besprechung mit Gernot Hausar mittels „Skype“ am 26. 01. 2009.
Aaron Smith u. Lee Rainie, The Internet and the 2008 Election, in: Pew/Internet. Pew Internet & American Life Project, (15. 06. 2008) http://www.pewinternet.org/PPF/r/252/report_display.asp (07. 01. 2009).
Jose Antonio Vargas, Obama’s Wide Web. From YouTube to Text Messaging, Candidate's Team Connects to Voters, in: Washington Post, (20. 08. 2008) http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2008/08/19/AR2008081903186_4.html?sid=ST2008081903613&s_pos=
(06. 01. 2009).
Website des Weißen Hauses, (27. 12. 1996*) http://www.whitehouse.gov/ (27. 01. 2009), darunter der Blog, (o.A.) http://www.whitehouse.gov/blog/ (28. 01. 2009) und der Video-Channel des US-Präsidenten, (o.A.) http://www.whitehouse.gov/weekly_address/ (28. 01. 2009).
Website von Barack Obama, (15. 04. 2004*) http://www.barackobama.com/index.php (05. 01. 2009), darunter „Barack TV“, (11. 02. 2007*) http://www.barackobama.com/tv/ (28. 01. 2009), MyBO, (12. 02. 2007*) http://my.barackobama.com (28. 01. 2009), „Obama Mobile”, (26. 06. 2007*) http://www.barackobama.com/mobile/ (28. 01. 2009), seine
Spendensammlungsseite, (o.A.) https://donate.barackobama.com/page/contribute/dnc08main (29. 01. 2009) sowie sein Website-Blog („Obama Blog“), (09. 02. 2007*) http://my.barackobama.com/page/content/hqblog (28. 01. 2009).
YouTube-Channel von Barack Obama, (05. 09. 2006) http://www.youtube.com/barackobama
(06. 01. 2009).
YouTube-Channel von John McCain, (25. 02. 2007) http://www.youtube.com/user/JohnMcCaindotcom (06. 01. 2009).
* Bei diesem Zeichen konnten keine Informationen über das Erstellungsdatum einer Quelle auf dieser selbst gefunden werden, weswegen der Autor – der Vollständigkeit halber – den ersten Datumseintrag bzw. den ersten Hinweis auf die Existenz einer Quelle auf http://www.archive.org nahm. Sind auch auf dieser Website keine Einträge vorhanden, so wurde diese Tatsache mittels „o.A.“ gekennzeichnet.
Diese Form des Wahlkampfes wurde allerdings nicht erst beim Wahlkampf von 2008 eingesetzt, denn schon vor Obama wurden Internet-Kampagnen genützt, die allerdings nicht einen derart großen Zuspruch wie jene von Obama gehabt und auch nicht einen so deutlichen Schwerpunkt gebildet hatten wie dies beim derzeitigen US-Präsidenten der Fall war. Der erste demokratische Kandidat nämlich, der das Internet über seinen „Blog for America“ benützte, um Unterstützer zu mobilisieren, war Howard Dean. Allerdings konnte er sich mit diesen Methoden nicht durchsetzen, denn er musste sich in den internen Parteiwahlen zum Präsidentschaftskandidaten, den „Primaries“, geschlagen geben. Auch George W. Bush startete eine Internet-Kampagne 2004, mit der es den Republikanern möglich war ihre Unterstützer zu mobilisieren. Sie taten dies mittels einer Kombination von E-Maillisten und Daten aus dem Internet. Sie identifizierten potenzielle Unterstützer in jedem Wahlbezirk, indem sie Technologie benutzten, die Wählerpräferenzen auf der Grundlage von Magazinabonnements, Wirtschaftsdaten über Autobesitzer u.ä. benutzten. Dann wurden den Freiwilligen für die Kampagne von Bush Jr. detaillierte Anleitungen gesendet, wer zu besuchen sei. Des weiteren wurden Pläne und politische Themen, die jeden möglichen Wähler vermutlich am meisten interessieren konnten geschickt. Obama nutzte ähnliche Daten, um zunächst Erstwähler zu erreichen, die er durch Freiwillige und deren persönliche Kontakte erhielt. Als Obama im Frühjahr 2007 seine Kandidatur bekanntgab, war seine Website bereits voll entwickelt, mit deren Hilfe es den Unterstützern möglich war, einander zu treffen und sich zu organisieren sowie Geld zu spenden. (Vgl. Steve Schifferes 2008.) Über MyBO – mybarackobama.com, der Online-Community auf Obamas Website, war es den Freiwilligen nicht nur möglich, sich über lokale Termine und Gruppen in der Nähe zu informieren, sondern die Freiwilligen wurden gezielt über sauber angelegte Datenbanken mit Telefonnummern und Adressen von registrierten Wählern versorgt, damit diese mit den Menschen in ihrer Region über die bevorstehende Wahl sprechen konnten.
Das Sammeln von Spenden bildete einen weiteren wichtigen Faktor im Internetwahlkampf Obamas. In den gesamten USA konnte Obama Anhänger motivieren, kleinere Beträge über das Internet zu spenden und sprach nicht nur auf Wahlveranstaltungen, auf denen er potenzielle Großspender ansprechen wollte. Obama erhoffte sich davon, dass sich bei jemandem, der nur einen Dollar spendet, auch die emotionale Verbindung zum Kandidaten stärken und er es sich nicht nehmen lassen werde, seine Stimme Obama zu geben. (Vgl. Yasmin Kötter 2008; Vgl. Website von Barack Obama 2004, verlinkt.) Seine ersten Erfolge Anfang 2008 führten auch zu einer großen Welle geringfügiger Spenden, während seine große innerparteiliche Konkurrentin Hillary Clinton ihre Wahlspenden hauptsächlich von großzügigen reicheren Spendern bezog. Dies bedeutete einen großen Vorteil für die Obama-Kampagne, denn ein Mangel an Kapital zwang Clinton schließlich in ihre eigene Tasche zu greifen und limitierte die Anzahl an Staaten, in denen sie ihren Wahlkampf führen konnte. (Vgl. Steve Schifferes 2008.) Im Wahlkampf von 2008 wurde von Obama verstärkt die amerikanische Mittel- und Unterschicht über das Internet um Geldbeträge gebeten. Kriemhilde Klippstätter schrieb im Oktober 2008, dass Beobachter davon ausgingen, dass
80 % aller Wahlkampfspenden für Obama im Wert von 30 Mio. Dollar in einem Monat per Internet eingesammelt worden seien. (Vgl. Kriemhilde Klippstätter 2008.) Bis Ende August traten mehr als eine Million Menschen auf MyBO bei, wo sie bloggten, Events planten oder Gruppen beitreten konnten, um für die Kampagne zu arbeiten. Auf MyBO existieren hunderte Gruppen, einige der größten sind z.B. „Women for Obama“, „Veterans for Obama oder „Environmentalists for Obama“. Nikki Sutton, die Unterstützer innerhalb dieser Gruppen kontaktierte und diese ermutigte Hausparties für Obama abzuhalten oder potenzielle Unterstützer anzurufen, meint dazu: „’That way, women are calling other women, people who list the environment as their top concern reach out to people who do, too,’“. (Jose Antonio Vargas 2008.) (Vgl. ebenda.)
Ein weiteres wichtiges Instrumentarium im Wahlkampf bildeten die sogenannten „Social Network-Portale“. „Soziales Netzwerk“ beschreibt prinzipiell die Beziehung zwischen Internet-Usern und Gruppen. Über Portale wie „MySpace“ und „Facebook“ bzw. Webauftritte wie Wikis und Blogs findet die Präsentation der Inhalte statt. Auf diese Weise bietet sich die Möglichkeit durch Kommentare, Chats, gemeinsames Erstellen von Seiten oder persönliche Profile Kontakte zu knüpfen bzw. zusammenzuarbeiten. (Definition von Gernot Hausar und Hanno Rebhan, besprochen am 26. 01. 2009.) Schon 2006 richtete sich Obama ein Benutzerkonto auf dem beliebten Sozialen Netzwerk-Portal „Facebook“ ein (Vgl. Facebook-Profil von Barack Obama 2006.) sowie bereits am 25. 04. 2007 auf dem weiteren Schwergewicht unter den Sozialen Netzwerk-Seiten: „MySpace“. (Vgl. MySpace-Profil von Barack Obama 2007.) Des weiteren etablierte Obama Profile auf den „Social-Network-Portalen“ AsianAve.com, MiGente.com und BlackPlanet.com, also auf Seiten, die speziell den asiatischen, lateinamerikanischen und afroamerikanischen Bevölkerungsteil ansprechen sollen. Auf BlackPlanet.com ist seine Präsenz besonders bemerkenswert. So hat Obama hier für jeden Bundesstaat der USA ein Profil kreiert bzw. kreieren lassen. (Vgl. Jose Antonio Vargas 2008.) Der Vorteil einer solchen „Social-Network-Seite“ liegt auf der Hand: Blickt man auf das „MySpace- und Facebook-Profil“, so ist zu erkennen, dass im Gegensatz zu traditionellen Medien wie Zeitungen oder das Fernsehen ein viel persönlicherer Kontakt bzw. der Eindruck eines persönlicheren Kontakts gewährleistet ist. So ist es einem User – vorausgesetzt dieser hat ein Benutzerkonto auf diesen Sozialen Netzwerk-Portalen – auf beiden Seiten möglich, persönliche Nachrichten an Obama zu schicken bzw. Einträge auf eine Pinnwand zu schreiben, die jeder Benutzer sehen kann. Die Tatsache, dass User, die ein Profil auf einem Portal eines Sozialen Netzwerkes erstellt haben, als „Freunde“ hinzugefügt werden können, vermittelt noch einen größeren Eindruck des persönlichen und freundlichen Kontaktes mit dem Kandidaten. Anfang Jänner 2009 zählte Obama auf seinem MySpace-Profil 1.087.788 „Freunde“. Des weiteren wurden bzw. werden YouTube-Videos mit oder über Obama hinaufgeladen, die sich die User sooft sie nur wollen anschauen können. Außerdem versorgt Obama die Internet-User über seine Profile anhand von Blog-Einträgen mit den neuesten Nachrichten und Bekanntmachungen. Weiters muss erwähnt werden, dass Obama auf beiden Profilen auch sehr persönliche Angaben tätigt, indem er z.B. auf seine Lieblingsfilme, Lieblingsbücher und Lieblingsmusik eingeht, aber auch in elf Zeilen über seine Lebensgeschichte schreibt. (Vgl. Facebook-Profil von Barack Obama 2006, verlinkt; Vgl. MySpace-Profil von Barack Obama 2007, verlinkt.) Betrachtet man im Vergleich dazu die MySpace-Profile von Obamas stärksten Wahlkampfrivalen Hillary Clinton und John McCain, so ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass diese den Schwerpunkt nicht auf den Internetwahlkampf legten. So zeigt sich bei Hillary Clinton, dass sie zwar Angaben zu ihren persönlichen Vorlieben macht, allerdings haben hier User keine Möglichkeit Einträge auf einer „Pinnwand“ zu hinterlassen, die alle Besucher ihrer Seite hätten lesen können. Des weiteren wurden von ihr nur zwei Blog-Einträge getätigt, die niemals kommentiert worden sind. Auch bei John McCain existiert keine „Pinnwand“ auf seinem Profil. Bei beiden bestand bzw. besteht nur die Möglichkeit Kontakt aufzunehmen, indem die User ihnen persönliche Nachrichten schrieben bzw. schreiben. Ferner ist zu bemerken, dass sich die Anzahl an „Freunden“ bei beiden Wahlkampfrivalen weit unter jener von Barack Obama bewegt. (Vgl. MySpace-Profil von Hillary Clinton 2007, verlinkt; MySpace-Profil von John McCain 2007.) Auf den Autor wirken somit die zwei letztgenannten MySpace-Profile oberflächlich gestaltet, weswegen sie gar nicht dazu führen können, dass sich der User hier auch wohlfühlt.
Im Hinblick auf die Überlieferung von Nachrichten, persönlichen Geschichten, Einträge über Unterstützer von Obama oder Uploaden von Videos muss auch der „Obama Blog” sowie „Barack TV“ auf Obamas Website erwähnt werden. So findet sich auf ersterem z.B. ein Eintrag vom 31. 12. 2008 über eine Gruppe namens „Generation Change“ – auf einem Foto abgebildet –, die sich vor einem Lebensmittelladen versammelte, um Essen für eine örtliche Lebensmittelbank zu sammeln und auf „Barack TV“ ist z.B. eine zehnminütige Biographie Obamas unter dem Titel: „A Mother’s Promise“ zu sehen. (Website von Barack Obama 2004, verlinkt.)
Ein weiterer wichtiger Faktor in Obamas Internetwahlkampf war, dass bereits am 05. 09. 2006 ein eigener „Obama-Channel“ auf „YouTube“ gegründet wurde, auf dem Videos, wie z.B. Wahlkampfwerbespots und Reden upgeloadet werden konnten. (YouTube-Channel von Barack Obama 2006.) Der größte Vorteil lag allerdings in der Tatsache, dass für die auf „YouTube“ hinaufgeladenen Videos kein Geld ausgegeben werden musste. So äußerte sich Joe Trippi, ein politischer Berater auf dem Web 2.0-Gipfeltreffen wie folgt: „’The campaign’s official stuff they created for YouTube was watched for 14.5 million hours’ […] ‚To buy 14.5 million hours on broadcast TV is $47 million.’“. (Zit n. Claire Caine Miller 2008.) (Vgl. ebenda.) Die hohe Frequentierung des „Obama-Channels“ auf „YouTube“ zeigt auch die Tatsache, dass der „Obama Channel“ bis Anfang Jänner mehr als 20 Millionen mal besucht wurde. Des weiteren wurden 1.827 Videos auf den Channel hinaufgeladen. (Vgl. YouTube-Channel von Barack Obama 2006.) Auf dem „John McCain-Channel“, der im Gegensatz zu Obamas „Channel“ recht spät, nämlich erst am 23. 02. 2007 eingerichtet worden ist, wurden nur 330 Videos upgeloadet und nur mehr als zwei Millionen mal wurde dieser besucht. (Vgl. YouTube-Channel von John McCain 2007.)
Es ist also zu sehen, dass Obama das Internet als wichtige Plattform des Wahlkampfes sehr früh erkannte und sämtliche populäre Internet-Foren in beträchtlichem Ausmaße nutzte, um Unterstützer anzusprechen. Zuletzt fehlt noch ein Medium, das Obama ebenfalls nützte und das aus dem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken ist: das Handy. Der Name hinter der SMS-Kampagne Obamas ist Scott Goodstein, der ein großes Netzwerk von Unterstützern und Freiwilligen aufbauen konnte, um dieses Programm durchzuziehen. Goldstein ist der Ansicht, dass das Schreiben von SMS die persönlichste aller Kommunikationsformen ist. „Your phone is with you almost all the time. You’re texting with your girlfriend. You’re texting with your friends. Now you’re texting with Barack.” (Jose Antonio Vargas 2008.) Im gesamten letzten Jahr schrieb Goodstein mindestens ein Dutzend SMS um Namen, Telefonnummern und E-Mailadressen zu sammeln. Wichtig dabei ist die Tatsache, dass die Nachrichten meist mit der Bitte verbunden war, dass die Benützer etwas nach dem Empfang tun sollten. So lautete z.B. eine Nachricht vom 23. 07. 2007 folgendermaßen: „’Watch Barack debate tonight live on CNN! 7pm EDT. REPLY back with your name and your thoughts during & after the debate […]’“ (Zit n. Jose Antonio Vargas 2008.) Eine weitere Nachricht einige Monate später lautete: „’Please REPLY to this message with your five-digit zip code to receive local Obama campaign news and periodic updates.’“ (Zit n. Jose Antonio Vargas 2008.) Ein großer Durchbruch wurde im Dezember 2007 kurz vor Beginn der „Primaries“ erreicht. Ehe Barack Obama und Oprah Winfrey auf einer Wahlveranstaltung in Columbia, South Carolina sprachen, ging Jeremy Bird, Obamas State Field Director auf die Bühne, bat die Menge (29.000 Menschen) ihre Handys herauszunehmen und eine SMS mit „SC“ an die Nummer 62262 zu schicken. In den folgenden Wochen schrieb Goodstein an jene Menschen, deren Nummern dort gesammelt worden waren und bat Unterstützer, Telefonanrufe zu tätigen, unentgeltlich in ihrem Wahlbezirk zu arbeiten und am 26. 01. 2008 für Obama in South Carolina zu stimmen. Obama gewann schließlich die parteiinterne Wahl in South Carolina. „’South Carolina was a defining moment in what we were going to do with text messaging – not just with young voters but with all voters […]’“. (Zit n. Jose Antonio Vargas 2008.) Goodstein meint weiter, dass er zwar die Zahlen jener, die eine „Obama-SMS“ bekommen, nicht preisgeben will, allerdings setzt er fort, dass diese Strategie bei nachfolgenden Ereignissen effektiv genug war. Mitte August schließlich wurde auf Obamas Website „Obama Mobile“ gestartet, eine Seite, auf der User die neuesten Nachrichten zu Obama empfangen und Videos auf ihre Handys herunterladen können, eine Premiere für einen Präsidentschaftskandidaten. (Vgl. Jose Antonio Vargas 2008.) Sogar in einem ganz speziellen Medium, in Konsolenspielen, warb Obama in den USA für die Vorwahlen. So schaltete er in insgesamt neun Spielen von „Electronic Arts“ Werbung, damit junge Wähler erreicht werden konnten. Jeder Benützer, der online mit Xbox Live auf eines der Spiele zugriff, konnte auch diese Anzeigen sehen. (Vgl. Yasmin Kötter 2008.)
Zwar kann man aufgrund dieser Ausführungen das weitreichende Ausmaß der „Digitale-Medien-Kampagne“ erkennen und es ist unübersehbar, mit welchem Engagement Obama und sein Team an diese Form des Wahlkampfes herangegangen sind, doch welchen Einfluss hatte diese Kampagne denn tatsächlich auf den Wahlausgang bzw. wieviele Menschen bezogen daraus nun wirklich Informationen? Während des Wahlkampfes gab das „Pew Research Center“ im Jänner 2008 eine Studie heraus, in der nach dem Bezug von Informationen über den US-Wahlkampf gefragt wurde. Diese Pew-Studie basiert auf der Befragung von 1.400 US-Amerikanern, die zwischen dem 19. und 30. 12. 2007 befragt wurden. Hiebei wurde festgestellt, dass sich das Internet in den letzten vier Jahren zur fünftwichtigsten Primärquelle für politische Informationen entwickelt hatte. Davor rangieren nur noch lokale TV-Stationen, Nachrichtensender, TV-Abendnachrichten, und Tageszeitungen. Betrachtet man die 18- bis 29-jährigen US-Amerikaner gesondert, so ist zu erkennen, dass für diese Altersgruppe das Internet als Primärquelle für politische Informationen an erster Stelle steht. 42 % der Befragten zwischen 18 und 29 Jahren gaben das Internet als Primärquelle an. Interessant ist auch, woher sie explizit ihre Informationen beziehen. Im Bezug auf politische Informationen nehmen bei dieser Gruppe „MySpace“ und „YouTube“ einen wichtigeren Platz ein als die „New York Times“, während die Webseiten der Kandidaten vor der „Washington Post“ rangieren. (Vgl. Frank Patalong 2008.) Eine aktuellere Studie des „Pew Research Center“ über die Verwendung von digitalen Medien als Primärquelle für politische Informationen ergab, dass 46 % der Amerikaner von Internet, E-Mail oder SMS auf das Handy Gebrauch machten, um Neuigkeiten über die Kampagne zu erhalten, Ansichten auszutauschen und andere zu mobilisieren. Dabei lassen sich drei Hauptlinien herauslesen: Erstens gaben 35 % an, dass sie sich politische Videos online angesehen hatten, was im Vergleich zu Aufzeichnungen des „Pew Research Centers“ von 2004 eine Steigerung um das Dreifache bedeutet. Zweitens sagten 10 %, dass sie „Social Network-Portale“, wie z.B. „Facebook“ oder „MySpace“ verwendeten, um Informationen zu bekommen oder an der Kampagne teilzuhaben. Diese Seiten sind v.a. sehr beliebt bei jungen Wählern, denn zwei Drittel der Internet-User unter 30 haben ein Profil auf einem „Social Network-Portal“ und die Hälfte davon nützte diese Form der Kommunikation um sich über Politik oder die Kampagnen der Kandidaten zu informieren. Drittens zeigt sich, dass 6 % auch online Spenden für Kandidaten getätigt haben. Des weiteren ist bei jungen Wählern zu erkennen, dass 12 % der 18–29-jährigen Internet-User eigene politische Kommentare geschrieben oder auf einer Website, einem Blog oder einer Online-Newsgroup geschrieben haben. Die Demokraten und die Unterstützer von Barack Obama schnitten – v.a. aufgrund der jungen Wähler – bei der Benutzung des Internets als wichtige Quelle zu politischen Informationen am besten ab. 74 % der Obama-Unterstützer und Internetbesitzer, erhielten bzw. bezogen politische Nachrichten und Informationen online, während dies nur 57 % derer, die Hillary Clinton unterstützten taten. Obamas Unterstützer hatten auch 65 % zu 56 % mehr Chancen, politische Neuigkeiten und Informationen zu bekommen als jene von John McCain und ließen – wie bereits dargestellt – jene von Hillary Clinton und John McCain im Hinblick auf die Benutzung von Online-Videos, „Social Network-Seiten“ und anderen Internet-Aktivitäten, die von den jeweiligen Kampagnen getragen wurden, hinter sich. (Vgl. Aaron Smith u. Lee Rainie 2008.) Besonders bei den Wählern unter 30 konnte Obama laut einer weiteren Umfrage desselben Instituts bei den Präsidentschaftswahlen gegenüber McCain punkten (66 % zu 31 %), während die Senioren, die politische Informationen eher aus traditionellen Medien beziehen, eher McCain bevorzugten (45 % zu 53 %). (Vgl. Andrew Kohut 2008.) Selbstverständlich sei gesagt, dass bei der endgültigen Wahl auch andere Faktoren, wie z.B. „Sympathie“, „ethnische Zugehörigkeit“, „Wahlversprechen“, „Einschätzung in einer Krise kompetenter zu handeln als der andere Kandidat“ etc. die Entscheidung eines Wählers ebenso beeinflussten. Es soll hier nur aufgezeigt werden, dass jener Bevölkerungsteil, der am stärksten am „Wahlkampf der digitalen Medien“ partizipiert hat, eher Obama wählte als McCain.
Die Wichtigkeit digitaler Medien im Hinblick auf die politische Willensbildung ist in diesem Beitrag deutlich zu erkennen. Natürlich darf nicht vergessen werden, dass die Nutzung digitaler Medien eine Generationsfrage ist. Bei den Präsidentschaftswahlen 2012 werden zudem heute noch nicht wahlberechtigte Menschen, die regelmäßige Internet und Handy-Benützer sind nachrücken, weswegen die digitalen Medien einen noch stärkeren Stellenwert gewinnen werden. Angesichts der heutigen Bedeutung der digitalen Medien ist es allerdings verwunderlich, dass nur ein Kandidat deren große Bedeutung wirklich erkannte und diese durch besonders engen Kontakt zum Wähler für seine Kampagne und letztendlich für seine Wahl zum US-Präsidenten nutzen konnte. Und Obama denkt auch während seiner Präsidentschaft nicht daran, den Kontakt zur Bevölkerung aufzugeben. So informiert der amtierende US-Präsident seine Mitbürger anhand eines Blogs und er plant jeden Samstag ein Video zu veröffentlichen, um über seine jüngsten Aktivitäten zu berichten. (Vgl. Website des Weißen Hauses 1996, verlinkt.)
Quellenverzeichnis
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Kriemhilde Klippstätter, Demokratie 2.0 in den USA. „Obama ist der perfekte Internet-Kandidat“, in: Computerwoche.de, (16. 10. 2008) http://www.computerwoche.de/knowledge_center/web/1875977/
(03. 01. 2009).
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Frank Patalong, Obama boomt im Internet, in: Der Spiegel, (11. 02. 2008) http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,534397,00.html (07. 01. 2009).
Steve Schifferes, Internet key to Obama victories, in: BBC News, (12. 06. 2008) http://news.bbc.co.uk/1/hi/technology/7412045.stm (03. 01. 2009).
Schriftliche Besprechung mit Gernot Hausar mittels „Skype“ am 26. 01. 2009.
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Jose Antonio Vargas, Obama’s Wide Web. From YouTube to Text Messaging, Candidate's Team Connects to Voters, in: Washington Post, (20. 08. 2008) http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2008/08/19/AR2008081903186_4.html?sid=ST2008081903613&s_pos=
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Website von Barack Obama, (15. 04. 2004*) http://www.barackobama.com/index.php (05. 01. 2009), darunter „Barack TV“, (11. 02. 2007*) http://www.barackobama.com/tv/ (28. 01. 2009), MyBO, (12. 02. 2007*) http://my.barackobama.com (28. 01. 2009), „Obama Mobile”, (26. 06. 2007*) http://www.barackobama.com/mobile/ (28. 01. 2009), seine
Spendensammlungsseite, (o.A.) https://donate.barackobama.com/page/contribute/dnc08main (29. 01. 2009) sowie sein Website-Blog („Obama Blog“), (09. 02. 2007*) http://my.barackobama.com/page/content/hqblog (28. 01. 2009).
YouTube-Channel von Barack Obama, (05. 09. 2006) http://www.youtube.com/barackobama
(06. 01. 2009).
YouTube-Channel von John McCain, (25. 02. 2007) http://www.youtube.com/user/JohnMcCaindotcom (06. 01. 2009).
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Hanno23 - 15. Feb, 00:55